Grabungsbericht 2017

Christoph Gutjahr
Bezirk: Leoben; Gemeinde: Leoben; KG: Leitendorf; Gst. Nr.: 60/10; MNr.: 60326.17.01; Durchführungszeitraum: 04.04.2017

 

Bericht zur archäologischen Feststellungsgrabung Leoben-Pichlmayergasse, im Bereich Hausnummer 21
Beim Ausheben eines Abwasserschachtes (SE 10-IF) auf Höhe der Pichlmayergasse 21 in Leoben (KG Leitendorf) wurden Mitte März 2017 durch Gemeindebedienstete mehrere Bronzegegenstände sowie Tierknochen und Eisennägel aufgefunden. Nach der Benachrichtigung des Bundesdenkmalamtes durch Mag.a Susanne Leitner-Böchzelt (MuseumsCenter Leoben) am 21.03.2017 wurde der Verein Kulturpark Hengist von der Stadtgemeinde Leoben mit der archäologischen Untersuchung beauftragt, die am 04.04.2017 a. a. O. stattfand.

Aus der Asphaltdecke (SE 3) war ein ca. 0,80 x 0,70 m großes Loch ausgebrochen worden, dass etwas über 2,00 m tief in das Erdreich reichte, bis zur Oberkante eines Ost‑West verlaufenden Betonrohres (Dm ca. 0,30 m). Die Künettenverfüllung (SE 1) wurde bei der Ausschachtung anderorts entsorgt. An den Seitenwänden im Osten, Westen und Norden konnte nur die Künettenverfüllung (SE 6, 11-IF) festgestellt werden. Das Profil 1 (gegen Süden) wies hingegen mehrere Schichten auf, darunter auch jene Schichten (SE 7 und SE 12), aus der die von den Gemeindebediensteten getätigten Metallfunde herrühren. Unter der Gehsteigkante (SE 2) und der Asphaltschicht (SE 3) folgte eine Schotterschicht (SE 4, Frostkoffer) und hernach eine weißlichbraune, sandige Lehmschicht (SE 5), vermutlich eine Ausgleichsschicht. Darunter trat eine schwarz-weinrot-olivgrüne, grusige, sandige Lehmschicht (SE 7) zu Tage, die stark mit Holzkohle durchmischt war. Vorwiegend aus dieser Schicht sowie in deutlich geringerem Ausmaß aus der darunterliegenden Lehmschicht SE 12 ähnlicher Zusammensetzung (dunkelbraun-grau, sandig-kiesig, weniger Holzkohleanteil), stammen auch die diversen Funde der archäologischen Feststellungsgrabung (NZ-Keramik, Ziegelfragmente, rezentes Glas, Fe-Fragmente, Tierknochen, Schlackenfragmente). Nach Aussage der Gemeindebediensteten brach bei den Grabungsarbeiten im Bereich dieser beiden Schichten ein größeres Geröll aus dem Profil 1 heraus, hinter bzw. unter dem sich die Metallgegenstände befunden hätten. Unter den SEs 7 und 12 lag eine grünlichgraue Lehmschicht mit wenig Holzkohleanteil (SE 8). Die SE 9 stellte bereits den sterilen Boden dar. Nach Entfernung der beiden Schichten SE 7 und SE 12 (Mächtigkeit je ca. 0,13 m; B.=0,7 m; T.= 0,10–0,15 m) wurde eine zweilagige, ungemörtelte Mauer (SE 13) aus NF-Ziegeln freigelegt. Nach Auskunft eines Mitarbeiters des Bauhofs Leoben handelt es sich hierbei um die Abdeckung eines Leitungsgrabens (SE 14, 15-IF) zur Stromversorgung der Straßenbeleuchtung.

Die Bronzefunde stammen aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem späten 19. bzw. dem beginnenden 20. Jahrhundert, ihre genaue Funktion ist vorläufig unbekannt (Bilderrahmen-, Möbelbeschläge?). (Für die Begutachtung und Expertise anhand der vom MuseumsCenter Leoben übermittelten digitalen Fotos danken wir Eva Steigberger (BDA Graz), Manuela Arneitz (Kulturpark Hengist), Johanna Kraschitzer und Monika Küttner (Verein FIALE) sowie Nikolaus Hofer (BDA Wien) sehr herzlich.)

Die Genese der fundführenden Schichten ist u. a. durch die Künettenstörungen nur schwer nachvollziehbar, möglicherweise handelt es sich um Reste einer ehemaligen Müllgrube.

Sämtliche Erdproben wurden unterdessen am Hengist-Werkplatz geschlämmt, die dabei angefallenen Funde (u. a. 2 kleine Bronzefragmente, NZ-Keramikfragmente, rezentes Glas, Schlackenfragmente, Tierknochen, Holzkohle) werden in Bälde dem MuseumsCenter Leoben übergeben. Die Holzkohle wurde getrocknet. Die bereits Mitte März geborgenen Funde werden im MuseumsCenter Leoben (Kunsthalle Leoben, 8700 Leoben, Kirchgasse 6) aufbewahrt.

 

Seite geändert am: 26.03.2020