ID: GUWS-63293-12 (Graz-Umgebung. 63293.4, FKat. 682-198/A); Bezirk: Graz-Umgebung; Gemeinde: Wundschuh; KG: Wundschuh; Gst. Nr.: .32, .33 (Pfarrhof); Flur: Kath. Pfarrkirche hl. Nikolaus, Pfarrhof; Fundverbleib: UMJ, vor Ort; BDA-ObjektID: § 2a, 57835, 57834 (Pfarrhof); Zustand/Status: sekundärer Fundort.



Zeitstellung: römische Kaiserzeit, Mittelalter.
Befund: Kirche, Reliefs.

 


Pfarrkirche hl. Nikolaus:

Vermutlich stand bereits in der Zeit um 1100 am Platz der heutigen Kirche eine hölzerne Kapelle.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts existierte bereits eine gemauerte Kirche und sie war eine Filialkirche der Pfarre Hengsberg. 1785 wurde Wundschuh selbst zur Pfarre erhoben. Die Kirche ist dem hl. Nikolaus, dem Patron der Schiffbrüchigen, geweiht und sie wurde zwischen 1912–1915 in Formen des Barock neu gebaut. Von einem spätgotischen Bau sind nur Fundamente des Turms erhalten, von dem ein Stein mit 1497 datiert. Aus dem Bereich der Pfarrkirche stammen 2 römerzeitliche Reliefs.
Ein Marmorrelief aus dem 2. Jh. n. Chr., mit der Darstellung von zwei Eroten bei der Weinlese, gelangte 1913 ins Lapidarium des Joanneum, Schloss Eggenberg.
Ein weiteres Relief mit der Darstellung eines Schreibers wurde an der Südseite des Pfarrhofes, erbaut im Jahre 1881, eingemauert. Ein drittes Relief unbestimmter Zeitstellung befindet sich an der nördlichen Außenmauer der Kirche.


Relief; Eroten bei der Weinlese:

LapidariumNr. 140; Datierung: römische Kaiserzeit, 2. Jh. n. Chr.; Material: grobkörniger Marmor (Kainach); Maße: H.= 0,66 m, B.= 0,58 m, T.= 0,29 m; Erhaltung: an den Rändern leicht bestoßen, kirschrote Farbreste, Dübellöcher; sekundärer Fundort; Fundverbleib: Archäologiemuseum Schloss Eggenberg.

Bereits in den Jahren 1845 und 1846 berichtete Caspar Harb, Bezirkskommissar in Thalerhof, über ein Steindenkmal in Wundschuh. Vermutlich handelte es sich hierbei um ein Relief aus der Pfarrkirche von Wundschuh mit der Darstellung von 2 Eroten bei der Weinlese aus dem 2. Jh. n. Chr. Dieses Relief aus grobkörnigem Marmor gelangte 1913, als Geschenk der hochwürdigen Pfarrvorstehung in Wundschuh, in das Joanneum. Der Stein (Lapidarium Nr. 140) besitzt die Maße von H.= 0,66 m, B.= 0,58 m, T.= 0,29 m. Die Darstellung der Eroten befindet sich in einem profilierten Rahmen der oben durch einen Volutenschwung – mit der Volute als typisch norisches Motiv – abgeschlossen ist.
Das Bildnis zeigt 2 Eroten, links sitzend vor einem gefüllten Korb, rechts stehend bei der Arbeit, bei der Weinernte. Aus einem bauchigen Gefäß (Krater), das von einer traubennaschenden Schlange umwindet wird, wächst ein kräftiger Stamm, der sich verästelt und Blätter und Früchte trägt.
Der Steinrand zeigt die Reste einer Bemalung mit kirschroter Farbe. Nahe am Rand befindet sich eine Vertiefung für einen Metalldübel samt Band, dies lässt vermuten, dass der Stein mit einem anderen verbunden war. Das Relief stammt von einem Grabbau.

Relief; Schreiber oder Diener mit Diptychon:
Datierung: römische Kaiserzeit; Material: weißer Marmor; Maße: H.= 0,80, B.= 0,58 m; (nach ubi erat lupa: B.= 0,665; H.= 0,70); Erhaltung: an den Rändern bestoßen; Fundverbleib: eingemauert im Sockelbereich des Pfarrhofes; sekundärer Fundort.

Vor der südlichen Kirchentür der Kirche in Wundschuh lag bis 1850 als Trittstufe ein weißer Marmorstein verbaut. Als man die Stufe ersetzen wollte entdeckte man, dass es sich um einen behauenen Stein, mit der Darstellung eines Schreibers handelte. Der Diener (Librarius) wird von einem profilierter Rahmen mit einfachem Bogenabschluss umgrenzt. Die Figur selbst trägt eine Tunika und hält ein aufgeschlagene Schreibtafel (Diptychon). Das weiße Marmorrelief mit den Maßen H.= 0,80 m, B.= 0,58 m befindet sich heute an der Südseite des Pfarrhofes eingemauert. Das Relief stammt von einem Grabbau.


Relief 3:

Sekundärer Fundort. Das Relief unbestimmter Herkunft und Zeitstellung ist an der Nordmauer der Kirche verbaut.


Bibliographie allgemein:

BDA-Karteikarte.
DB 1987: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Graz-Umgebung N–Z, Wundschuh (Kai (?) 04.11.1987).
Dehio 2013: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Steiermark (ohne Graz). Bearbeitet von Kurt Woisetschläger, Peter Krenn mit Beiträgen von Géza Hajós, Wolfram Helke, Horst R. Huber, Viktor H. Pöttler, Amélie Sztatecsny, Wien 2013, 625 s. v. Wundschuh.
Grubinger 1935: M. Grubinger, Die römischen Gräber am Rande des Kaiserwaldes südlich von Graz, BlfHk 13, 1935, 101 ff.
JJ 1846: JJ 34, 1845 (1846), 23.
JJ 1847: JJ 35, 1846 (1847), 32 s. v. f) Wundschuh.
JJ 1914: III. Römische Periode, JJ 102, 1913 (1914), 27.
UMJ-ARCH, Literatur BH Graz-Umgebung L–Z, Wundschuh.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Graz-Umgebung W, Nr. 23, Wundschuh-Wundschuh.

Bibliographie zu den Eroten bei der Weinlese:
Hudeczek 2004: E. Hudeczek, Die Römersteinsammlung des Landesmuseums Joanneum, 2004, 88 Nr. 64.
Kremer 2001: G. Kremer, Antike Grabbauten in Noricum. Katalog und Auswertung von Werkstücken als Beitrag zur Rekonstruktion und Typologie. Sonderschr. des Österr. Archäolog. Inst. 36 (Wien 2001), Grabbauten Kat. II 214.
Modrijan, Weber: W. Modrijan, E. Weber, Die Römersteinsammlung im Eggenberger Schloßpark, Sonderabdruck aus Schild von Steier 12, 1964/65 und 14, 1979/81, 90 Nr. 140.
Modrijan, Weber 1981: W. Modrijan, E. Weber, Die Römersteinsammlung im Eggenberger Schloßpark, Graz 1981, 95, Nr. 140.
Steinklauber 2005: U. Steinklauber, Festschrift E. Walde 2005, 483 Abb. 10.
Ubi-erat-lupa 2014


Bibliographie zum Diener mit Diptychon:

Ubi-erat-lupa 2014.
Reclams Archäologie Führer Österreich, 542.
Wagner 2002: J. Wagner, Zur ostentativen Wiederverwendung römerzeitlicher Spolien in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kirchenbauten der Steiermark. FÖ 40, 2001, Wien 2002, 346–479, 479 Anm. 663.