ID: LBWI-66429-33 (Leibnitz.66429.1); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Wildon; KG: Unterhaus; Gst. Nr.: 332/5; Flur: Bockberg, Bockmoar; Fundverbleib: KPH (1504 Schüssel); Zustand/Status: ergraben.


Zeitstellung: Neolithikum, Kupferzeit, Mittelbronzezeit, Hallstattzeit?, rezent
Befund: Hügelgrab

 

Forschungsgeschichte
1969 (1973): Entdeckung der Fundstelle.
2012 Mai: Archäologisch-topographische Vermessung durch den Kulturpark Hengist.
2012 Juli 16. bis August 21.: Archäologische Ausgrabung durch den Kulturpark Hengist (Christoph Gutjahr), im Auftrag des Bundesdenkmalamtes.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.


Lage/Beschreibung
Die Fundstelle liegt am Bockberg, an der Westseite des Wildoner Buchkogels, in unmittelbarer Nähe zur Buschenschank „Bockmoar". Auf einer Ost–West gelagerten, künstlich überprägten Geländerippe befand sich eine ungewöhnliche Steinformation, die dem Bundesdenkmalamt bereits seit mehreren Jahren bekannt war. Bereits 2009 trat das Bundesdenkmalamt an den Kulturpark Hengist mit der Bitte um eine Feststellungsgrabung heran, die schließlich 2012 realisiert werden konnte. Die Grabung erbrachte den Beleg für das, wenn auch leider vollkommen zerstörte, erste neolithische und somit älteste Grab (!) der Steiermark.

Die Ost–West gelagerte Geländerippe weist Steilabfälle im Norden und Süden sowie einen etwas flacheren Abfall im Westen auf. Die zunächst flache Ostseite steigt allmählich Richtung Osten gegen den Wildoner Buchkogel hin an. Auf der erhaltenen etwa drei Meter breiten Geländerippe lagen zwei Nord–Süd orientierte und in einem Abstand von 3,00 m parallel verlaufende Steinreihen aus lokalen Kalk- und Sandsteinen erosionsbedingt frei, die eine artifizielle Setzung vermuten ließen. Bei den Schichten zwischen den beiden Steinreihen handelte es sich um 0,20 bis 0,60 m mächtige Planierschichten, die stark von Wurzelwuchs beeinträchtigt waren. Sie enthielten verschiedenes Gesteinsmaterial (überwiegend Kalkstein), Keramikfragmente, kalzinierte Tierknochen, menschlichen Leichenbrand, Holzkohle, verziegelten Lehm, bearbeitetes Gestein sowie Hornsteinfragmente. Ein Teil der Hornsteinartefakte wurde aus Hornstein von der Fundstelle Rein bei Graz hergestellt, von der ferner auch zwei Plattenhornsteinstücke stammen, andere aus Hornstein aus Ungarn. Ausschließlich aus den Planier- bzw. Ausgleichsschichten rühren ferner die Leichenbrände von insgesamt drei Personen her. Die eher unscheinbare Keramik aus den Planierschichten ist zeitlich heterogen, das vorläufig einzige chronologisch genauer fassbare Gefäß ist jenes einer lasinjazeitlichen Knickwandschüssel mit am Rand angebrachter, abgeflachter Knubbe. Die restliche Keramik aus den Planierschichten könnte der mittleren Kupfer- als auch der mittleren Bronzezeit angehören. Für den Errichtungszeitpunkt der Steinsetzung kann über das hauptsächlich keramische und steinerne Fundmaterial vorläufig keine exakte zeitliche Einordnung erbracht werden, es ist anzunehmen, dass auch die vollständige Auswertung der Keramikfunde lediglich einen groben terminus post quem erlauben wird. Ob diese exponierte Lage auch schon zum Errichtungszeitpunkt der Steinsetzung bestand, ist offen. Offenbar musste eine ebene Fläche für die Steinsetzung geschaffen werden wobei im Zuge der Materialentnahme für die Planierschichten offensichtlich auch prähistorische Gräber erfasst wurden. Die großen Steine könnten als Auflagesteine bzw. Fundamente für ein kleines Gebäude gedient haben, über dessen Aufbau und Funktion keine weiteren Angaben zu machen sind. Für einen allenfalls unter einem längst völlig aberodierten Erdhügel liegenden eisen- oder römerzeitlichen Grabbau liegen keine gesicherten Hinweise vor, dem keramischen Fundmaterial ist in dieser Hinsicht jedenfalls nichts zu entnehmen. Der Nord- und der Westabhang waren durch rezente Eingriffe stark beeinträchtigt. Demnach war unter den Funden relativ viel rezentes Material (z. B. Schilling-Münzen, Eisenteile, Glas, Tontaubenfragmente, Plastik usw.) aber auch zahlreiche, meist stark verrollte prähistorische Keramikfragmente sowie zwei Hornsteinplatten anzutreffen. Ein ausführlicher Bericht ist in Vorbereitung.


Bibliographie
Gutjahr/Trausner 2013: C. Gutjahr, M. Trausner, Grabungsbericht, 2013.
Gutjahr u.a. 2018: Christoph Gutjahr, Stephan Karl, Gernot Obersteiner, Hengist best-of, Führer zu archäologischen Fundstellen und Baudenkmalen in der Region Hengist, Hengist-Magazin Sonderband 1, Wildon 2018, 34–37.

Presseartikel
Lenhard 2013: R. Lenhard, 6000 Jahre unter der Erde, Kleine Zeitung-Süd & Südwest vom 04.06.2013, 25.
Richter 2013: G. Richter, Ältestes Steirer-Grab gefunden, Kronen Zeitung vom 04.06.2013, 27.
Woche 2013: Ältestes Grab der Steiermark, Woche Leibnitz, 12./13. Juni 2013.

 

Seite geändert am: 31.03.2020