ID: LBWI-66429-29 (Leibnitz.66429.23); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Wildon; KG: Unterhaus; Gst. Nr.: .51/3; 1/3; Flur: Volksschule; Fundverbleib: KPH (1503 Skelett), Archäologisches Museum Wildon; Zustand/Status: ergraben, verbaut.

Zeitstellung: Urnenfelderzeit (Ha B3), Hallstattzeit (Ha C/D), Spätantik, (Hoch-)Mittelalter, Neuzeit
Befund: eisenzeitliche und neuzeitliche Siedlungsfunde, Kinderskelett

 


Forschungsgeschichte
2003 April 17. – Juni 02.: Archäologische Grabung im Auftrag des Bundesdenkmalamtes.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.
2017 März – April: Baubeobachtung durch den Kulturpark Hengist.


Lage/Beschreibung
Die Volksschule Wildon liegt am Südostfuß des Schlossberges auf der Flußterrasse der östlich verbeifließenden Mur. Die Fundstelle befand sich im Überschwemmungsgebiet des Reinbaches auf einem leicht fallenden Hang. Man erwartete kaum größere archäologische Strukturen, da der Bach im 20. Jh. reguliert wurde. Dennoch konnten auf der Fläche Funde aus zwei zeitlichen Horizonten nachgewiesen werden, nämlich einem neuzeitlichen sowie einem aus der älteren Eisenzeit (ca. 800 bis ca. 450 v. Chr.).

Bei der archäologischen Grabung im Frühjahr 2003 wurden rund 200 m2 untersucht. Unter den Befunden war eine, auf einer Länge von 15 m verfolgbare Trockenmauer aus Kalksteinblöcken, die die Ausgräber einem spätmittelalterlichen oder neuzeitlichen Wirtschaftsbau zuordneten. Bei der Anlage dieser Mauer wurden die eisenzeitlichen Befunde zerstört. In den 12 eisenzeitlichen Siedlungsgruben unbestimmter Funktion fanden sich Keramikfragmente (Leistenkeramik, fassförmige Töpfe, Einzugschalen und Kegelhalsgefäße) aus der ersten Hälfte des 8. Jh. v. Chr., zwei Spinnwirtel, Feuerbockfragmente, Webstuhlgewichtfragmente, ein Knochenspatel, viele Tierknochen, einen verzierten Bronzefingerring und eine sehr gut erhaltene zweischleifige Bogenfibel mit gerilltem Bügel. Das aufsehenerregendste Fundobjekt stellte jedoch die Bestattung eines etwa 3-jährigen Kindes dar. Das Kind wurde mit einem Armband bestehend aus 19 kleinen blauen, grünen und orangefarbenen Grasperlen bestattet. Aufgrund der Befundsituation ist die Grablegung jünger als die Gruben. Das Skelett datiert in die Spätantike.

Im Zuge der Erweiterung der Volksschule wurde die Baustelle 2017 archäologisch begleitet. Der Großteil der Baufläche war durch Leitungsgräben und ältere Geländeeingriffe gestört. Neben den massiven Geländeveränderungen wurden im Erdreich nur stark zerscherbte Keramikfragmente festgestellt.


Bibliographie
Gutjahr 2004: C. Gutjahr, Idealfall „Grabung Neue Volksschule" in Wildon, Hengist-Magazin 1/2004, 10–11.
Gutjahr 2005: C. Gutjahr, KG Unterhaus, MG Wildon, VB Leibnitz, FÖ 43, 2004, Wien 2005, 867–869.
Gutjahr/Steigberger 2015: Ch. Gutjahr/E. Steigberger, Ein spätantikes Kindergrab aus Wildon-Unterhaus, Hengist Magazin 1/2015, 6–9.
Gutjahr/Trausner 2017: Grabungsbericht
Gutjahr u.a. 2018: Christoph Gutjahr, Stephan Karl, Gernot Obersteiner, Hengist best-of, Führer zu archäologischen Fundstellen und Baudenkmalen in der Region Hengist, Hengist-Magazin Sonderband 1, Wildon 2018, 54–59, 96–98.
Infotafel: Hengist Wanderweg.
UMJ-ARCH
, Ortsakt BH Leibnitz V–Wolfsberg, Nr. 50, Wildon-Unterhaus.

Seite geändert am: 26.03.2020