ID: LBWI-66429-03 (Leibnitz.66429.3, FKat. 687-192/1); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Wildon, Lang; KG:
Unterhaus, Stangersdorf; Gst. Nr.: 332/5 (Unterhaus), 566/1 (Stangersdorf); Flur: Buchkogel, Steinmeiß, Steinmaiß, Steinmeis; Fundverbleib: UMJ-InvNr. 2861–2896 (Bronzen Haus A), 2861–3000, 11433–11540, 2928, 2982, 11473; Zustand/Status: z. T. ergraben.

Zeitstellung: Kupferzeit (Lasinja), Urnenfelderzeit
Befund: kupferzeitliche und urnenfelderzeitliche Höhensiedlung, Depotfund (Ha B3)

 

Forschungsgeschichte
1924 Frühjahr: Entdeckung von Bronzeobjekten durch Franz Hasslacher vulgo Greithkoller.
1924–1926: Archäologische Ausgrabung (Walter Schmid).
1926: Depotfund der Urnenfelderzeit (Ha B) aus Haus A.
1986 und 1987: Fundstellenerhebung durch den Archäologen Gerald Fuchs.
1990 November 09: Begehung im Rahmen einer Exkursion der Gemeinde Lang.
2004 Jänner 09: Ersuchen des Bundesdenkmalamtes Graz um Ausweisung der Fundstelle im Flächenwidmungsplan (GZ.: 28.659/1/2003).
2012–2013: An der Süd- und Südostseite wurden Teile des Berghanges abgebaggert (Gem. Lang).
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.


Lage
Die prähistorische Höhensiedlung liegt im Grenzgebiet der Gemeinden Wildon, KG Unterhaus und Lang, KG Stangersdorf am westlichen Ende des Wildoner Buchkogels am höchsten Punkt des Buchkogels mit einer Seehöhe von 550 m. Heute befindet sich die sogenannte Steinmaißspitze in einem ausgedehnten Waldgebiet.


Beschreibung
Im Frühjahr 1924 wurde durch den neunjährigen Buben Franz Hasslacher ca. 20 m östlich vor der Steinmaißspitze ein Bronzegegenstand gefunden (siehe Obersteiner 2009). Insgesamt konnte er und sein Stiefvater 7 Stück bergen, die durch den Arzt Dr. Emil Pucks dem Archäologen Walter Schmid übermittelt wurden.

Bei der darauffolgenden Grabung von 1924/1925 legte Walter Schmid 12 Hausgrundrisse frei, deren angebliche Zugehörigkeit zu einer jungsteinzeitlichen Siedlungsschicht bis heute nicht geklärt ist, da von den Grabungen bis heute keine ausführliche Dokumentation vorliegt. Schmid selbst, der die Höhensiedlung in die Urnenfelderzeit datiert, hat einige Vorberichte in der „Tagespost" und nachträglich 1930 und 1931 in den „Fundberichten aus Österreich" veröffentlicht.

Im Laufe der Zeit befassten sich verschieden Protagonisten mit den Funden und Befunden auf der Steinmaißspitze. Aufgrund der Fundgegenstände, darunter eine beträchtlich Anzahl an Steingeräten, muss von mindesten zwei Siedlungsschichten ausgegangen werden. Walter Modrijan hat die Zweiphasigkeit der Siedlung erstmals erkannt, von denen eine Phase in die Kupferzeit (Lasinja-Kanzianiberg 4300–3800 v. Chr., nach Gleirscher 2006) und eine andere in die (späte) Urnenfelderzeit (1000–800 v. Chr.) fällt. Gerald Fuchs schreibt in seinem Begehungsbericht, dass eine Gipfellage naturgemäß wenig Raum zur Besiedlung bietet. Er vermutet wahrscheinlich weitere Hausgrundrisse auf günstigeren Plätzen der nächsten Umgebung. Das würde bedeuten, dass im Umfeld des Gipfels zum Großteil noch ungestörte Befunde zu erwarten sind.

Funde
Neben dem Häuserbefund wurden zahlreiche Pfeilspitzen, Schaber, Kratzer, Messerklingen aus Hornstein, Flachbeile aus Serpentin und Schiefer, tönerne Gusslöffel, ein Tonidol sowie Fragmente von Tongefäßen geborgen. In einem Haus wurde ein Depotfund mit 35 Bronzegegenständen, darunter drei Beile und zwei Fibeln, gefunden.


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Seite geändert am: 31.03.2020