ID: LBHB-66412-03 (Leibnitz.66412.1; FKat. 682-192/1); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Hengsberg; KG: Hengsberg; Gst. Nr.: .8; 36/1; Flur: Kath. Pfarrkirche hl. Laurentius; BDA-ObjektID: § 2a; 57195; Fundverbleib-2006: KPH; Zustand/Status: -.


Zeitstellung: Hochmittelalter; Neuzeit.
Befund: Kirche, Körperflachgräberfeld.

Forschungsgeschichte:
unter Denkmalschutz.
1976: Grabung durch die Kunsthistorikerin Dr. Maria Schaffler inkl. Bauaufnahme.
1976: Konstatierung des Befundes und Freilegung eines Grabes durch das Joanneum (Dr. Erich Hudeczek).
1977 Oktober 05: Bei Bauarbeiten wurden 2 vermutlich frühneuzeitliche Wasserleitungsrohre auf den Parzellen 4/1; 36/2; 97/1 gefunden.
1987: Fundstellenerhebung durch den Archäologen Dr. Gerald Fuchs.
2006 Mai–September: Baustellenbeobachtung und archäologische Grabung durch den Verein Kulturpark Hengist (Mag. Christoph Gutjahr).
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.

Lage/Beschreibung:

Die katholische Pfarrkirche hl. Laurentius steht auf einer flachen Kuppe im Zentrum der Ortschaft Hengsberg und wird erstmals 1218 (1219) erwähnt. Hengsberg und seine romanisch-gotische Pfarrkirche werden, neben dem Wildoner Schloßberg und der Kirche in St. Margarethen, als einer der drei Standorte der legendären „Hengistburg" genannt. Die Grabungen in der Pfarrkirche 1976 erbrachten keinerlei Beweise dafür, dass Hengsberg als Standort der Hengistburg in Frage kommt. Die Kirche an sich ist hochmittelalterlich. Für eine Datierung des ältesten Vorgängerbaues vor das 12. Jahrhundert gibt es keinerlei Beweise, wie Fuchs anmerkt. Im Zuge von Renovierungsarbeiten im Inneren der Kirche stieß man auf Fundamente von romanischen Vorgängerbauten als auch auf ein neuzeitliches Körperflachgräberfeld. In der Unterkirche ist ein kleines Museum eingerichtet worden in dem man, neben einigen Funden die durch OSR Paul Ofner im Raum Hengsberg gemacht und gesammelt wurden, auch das Skelett der „Zentralbestattung" sowie Teile des Mauerwerks besichtigen kann. Kunstgeschichtlich ist die Kirche ebenso bedeutsam, zeigt doch das Hochaltarblatt ein Werk des Malers Hauck, dem Nachfolger von Hans Adam Weißenkircher (1646–1695) der im Dienste der Fürsten von Eggenberg stand. Unter der Südkapelle befindet sich eine Gruft, die seit 1851 (1852) als Grabkapelle der Familie der d´Avernas dient.


LBHB-66412-03/1=66412.1976.1:

Im Zuge des Einbaues einer Fußbodenheizung im Jahre 1976 wurden im Langhaus und unter dem Presbyterium Pfeiler und Fundamente, u. a. von Apsidenbauten, freigelegt. Weiters wurden mehrere Körpergräber und eine „Zentralbestattung" unter dem Presbyterium entdeckt. Ein Teil der Grabungsergebnisse von Maria Schaffler (M. Schaffler, Die Hengistburg, Historisches Jahrbuch der Stadt Graz, Band 10, Graz 1978, 9 ff.), die in den Fundamenten die Reste eines Baues aus der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts vermutete, in etwa der Entstehungszeit der Hengistburg, konnten nicht bestätigt werden. Der Archäologe Erich Hudeczek vom Joanneum (Stellungnahme vom 28.09.1976) der zur Grabung hinzugezogen wurde, spricht von einem romanisch-gotischen Bau der den „heute noch bestehenden gotische Chorschluß einen bis in die untersten Fundamentreihen abgebrochenen romanischen ablöste, der in zwei hintereinanderliegenden Bauphasen erkennbar ist, von der die jüngere eindeutig dem im Ostteil der Kirche aufgehenden und überall sichtbaren hochromanischen Mauerwerk entspricht. Die ältere Bauphase ist mangels entsprechender Begleitfunde nicht absolut zu datieren, bautechnische Details lassen aber einen Ansatz in das 12. Jahrhundert wahrscheinlich erscheinen."
Zusammenfassend läßt sich festhalten, dass die Kirche aus dem Hochmittelalter stammt. Die barocken Gräber der Neuzeit angehören und die freigelegten Fresken aus dem 16./17. Jahrhundert stammen.
Weiters ist m. E. nicht auszuschließen, dass für den Bau der Kirche römerzeitliche Spolien verwendet wurden. In den letzten Jahren konnten im Laßnitztal zahlreiche römerzeitliche Fundstellen aufgedeckt werden, dennoch liegt vorerst noch keine bauhistorische Untersuchung der noch teilweise offen liegenden Mauern der Kirche vor.


LBHB-66412-03/2=66412.2006.1:

Im Zuge der Errichtung des Hengistzentrums in Hengsberg mussten einige Leitungen verlegt werden. Die Grabungen fanden westlich, außerhalb der Umfassungsmauer des Kirchhofs statt. Es handelte sich um hauptsächlich neuzeitliche Befunde, u. a. auch Mauerreste und ein Ofenrest. Im Fundmaterial enthalten waren auch einige spätmittelalterliche Funde.

Bibliographie:

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UMJ-ARCH_Literatur+BH+Leibnitz+A-S_Hengsberg.
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Zeitungsartikel: Hengistburg-Museum nun eröffnet, Kleine Zeitung, Graz, 28.10.1980.
Zeitungsartikel: Pfarrkirche Hengsberg: Einst das Zentrum für 30.000 Seelen, Südost-Tagespost vom 01.05.1979.
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