ID: LBWD-66413-02 (Leibnitz.66413.2; FKat. 685-194/0);
Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Wildon (ehem. Gem. Weitendorf); KG: Kainach bei Wildon; Gst. Nr.: 349/1; 349/2; 349/3; 350/1; 350/2; 350/3; 385/2; 385/3; 385/5; 385/6; 385/7; 368; Flur: Lebersiedlung;
Zustand/Status: größtenteils zerstört, verbaut; Fundverbleib: KPH.



Zeitstellung: prähistorisch
Befund: Nichtbefund, Gräberfeld, Hügelgräber?

 

Forschungsgeschichte
1987: Fundstellenerhebung durch den Archäologen Gerald Fuchs.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.
2017 November 23.: Oberbodenabtrag (Gst. Nr.: 349/2, 350/2) durch den Kulturpark Hengist
2024 Dezember 11.: Oberbodenabtrag (Grst. Nr.: 385/6) durch den Kulturpark Hengist
2025: Archäologische Ausgrabung (Grst. Nr.: 368) durch den Kulturpark Hengist


Lage/Beschreibung
Die Fundstelle liegt auf der Ebene bzw. dem Talboden des Grazer Feldes größtenteils im Baulandgebiet.
Direkt nördlich führt die Kainachtalstraße vorbei, südlich die Kainach und westlich befindet sich die L601/ Schröttenstraße, als auch ein neu errichteter Lebensmittelmarkt. Es könnten hier Hügelgräber gewesen sein, die bereits planiert bzw. durch die Bebauung komplett zerstört sind.

Nach einer Feststellung von Gerald Fuchs könnte es sich aufgrund des Namens „Lebersiedlung" um einen Hinweis auf Hügelgräber, vorerst unbekannter Zeitstellung, handeln. Fuchs bemerkt weiter, dass in der Bevölkerung nichts darüber bekannt ist und auch im Gelände keine Befunde ersichtlich sind. Eine andere Erklärung für die Bezeichnung „Lebersiedlung" könnte daher rühren, dass es in der Siedlung vier Vulgonamen Leber gibt. Die Fläche auf dem sich der Lebensmittelmarkt befindet wurde untersucht, erbrachte aber keine Funde oder Befunde.

 

Oberbodenabtrag Kainach-Flurstraße 2024
Im Zuge des Oberbodenabtrages auf der Parzelle 385/6 konnten keine archäologisch relevanten Befunde nachgewiesen werden.
Die Untersuchungsfläche befindet sich etwa 200 m südwestlich der spätmittelbronze- bis ältereisenzeitlichen Nekropole von Kainach bei Wildon (Gutjahr 2015, 174. Gutjahr und Windholz-Konrad 2017, D56-D57; Gutjahr und Windholz-Konrad 2020, 248; Gutjahr und Mandl 2022, FÖ 60, KG Kainach, MG Wildon, in Druck; Gutjahr und Mandl 2023, FÖ 61, KG Kainach, MG Wildon, in Druck. Gutjahr und Windholz-Konrad 2024) auf einer auf einer Terrasse nördlich der Kainach. Die Parzelle wird an ihrer West- und Südseite von einem Hochwasserschutzdamm eingefasst und liegt gut 1,10 m höher als das westliche Nachbargrundstück. Wie sich im Verlauf des Oberbodenabtrages zeigte, war im westlichen Bereich (Schnitt 1) des Grundstückes schluffiges Sediment (SE 2) über alluvialem Sand (SE 3) angeschüttet worden. Im Osten (Schnitt 2) lag der alluviale Sand direkt unterhalb der Humusdecke (SE 1). Vermutlich fiel das Gelände ursprünglich nicht steil, sondern sukzessive von Ost nach West ab. Im Zuge der Hochwasserschutzverbauung wurde dann nicht nur der Damm errichtet, sondern auch die unterschiedlichen Niveaus auf der Parzelle ausgeglichen. Es konnten im Zuge des Oberbodenabtrages keine archäologisch relevanten Befunde festgestellt werden.

 

Oberbodenabtrag Wohnbau Leber 2017
Im Vorfeld der Errichtung eines Mehrparteienhauses wurde am 23.11.2017 vom Verein Kulturpark Hengist im Auftrag des Eigentümers Ing. Martin Leber auf den Grundstücken Nr. 349/2 und 350/2 in der KG Kainach, MG Wildon, ein archäologisch begleiteter Oberbodenabtrag durchgeführt. Die Grundstücke sind – nur unweit südlich des von 2004 bis 2007 in weiten Teilen ergrabenen spätbronze- bis frühhallstattzeitlichen Gräberfeldes „Auf den Herrschaftsäckern“ (Grst. 363/1, 365/4 und 550) gelegen – im Flächenwidmungsplan als Bodenfundstätte ausgewiesen.

Auf dem Grundstück Nr. 350/2 (und sehr gering noch das Grundstück Nr. 349/2 tangierend) wurde der Oberboden bis zur erforderlichen Bautiefe von 0,45 m maschinell abgetragen. Der Bereich der Fläche 1 wurde vollständig abgezogen, wobei sich die Untersuchungsfläche als befund- und fundleer erwies. Die Bauweise des Mehrparteienhauses ohne Unterkellerung (es erfolgt lediglich eine Aufschüttung für die Bodenplatte) und dem daraus resultierenden, geringen Humusabhub erfordert im untersuchten Areal keine weiteren archäologischen Maßnahmen. Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass aufgrund der räumlichen Nähe zu der oben angeführten, ausgedehnten prähistorischen Nekropole in tieferen Lagen durchaus noch mit archäologischen Befunden (Gräbern) zu rechnen wäre. Durch den Wohnbau wird dieser potentielle Fundplatz aber versiegelt.


Bibliographie
DB 1987: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Leibnitz S–Z, Weitendorf (G. Fuchs 1987).
Gutjahr 2015: Christoph Gutjahr, Das Grab 3 aus dem spätbronze- und frühhallstattzeitlichen Gräberfeld von Kainach bei Wildon, Gem. Weitendorf, Steiermark. In: Christoph Gutjahr – Georg Tiefengraber (Hgg.), Beiträge zur Hallstattzeit am Rande der Südostalpen, Akten des 2. Internationalen Symposiums am 10. und 11. Juni 2010 in Wildon (Steiermark/Österreich). Internationale Archäologie – Arbeitsgemeinschaft, Symposium, Tagung, Kongress 19 (= Hengist Studien 3), Rahden/Westf. 2015, 173-194. 
Gutjahr/Arneitz 2017: Grabungsbericht Wohnbau Leber.
Gutjahr und Windholz 2017: Christoph Gutjahr und Maria Windholz-Konrad 2017, Das spätbronze- und frühhallstattzeitliche Brandgräberfeld in der KG Kainach, MG Wildon. Pilotprojekt „Computertomographie und Archäologie – innovative Einsatzmöglichkeiten für Restaurierung und Forschung“: erste archäologische Ergebnisse. Fachgespräch „Computertomografie und Archäologie“, 7. April 2016, Graz (Steiermark). In: Fundberichte aus Österreich 54, 2015 (2017), D56–D62. 
Gutjahr und Trausner 2019: Christoph Gutjahr und Martina Trausner, Archäologische Ausgrabung, Hallstattzeitliches Hügelgräberfeld Kainach bei Wildon 2017. In: Fundberichte aus Österreich 56, 2017 (2019), D5722-5726. 
Gutjahr und Mandl 2020: Christoph Gutjahr und Maria Mandl, KG Kainach, MG Wildon. In: Fundberichte aus Österreich 57, 2018 (2020), 393-394.
Gutjahr und Windholz-Konrad 2020: Christoph Gutjahr und Maria Windholz-Konrad 2020, Horte und Nekropolen. Ein kurzer Streifzug durch die Spätbronze- und ältere Eisenzeit im Raum Wildon (Steiermark, Österreich). In: Das Altertum 65, 2020, 241–268.
Gutjahr und Mandl 2022: Christoph Gutjahr und Maria Mandl, Archäologische Ausgrabung, Hallstattzeitliches Hügelgräberfeld Kainach bei Wildon 2020. In: Fundberichte aus Österreich 59, 2020 (2022), D8073-D8075.
Gutjahr und Windholz-Konrad 2024: Christoph Gutjahr und Maria Windholz-Konrad 2024, Aktuelle Einblicke in die spätmittelbronze- bzw. frühurnenfelder- bis älterhallstattzeitliche Nekropole Kainach bei Wildon, Steiermark, Arheološki vestnik 75, 2024, in Druck.
Gutjahr/Mandl 2024: Grabungsbericht Flurstrasse.

 

Seite geändert am: 21.06.2025