ID: LBLA-66170-08 (Leibnitz.66170.3; FKat. 686-188/1); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Lang; KG: Schirka; Gst. Nr.: 98; 99; 106; 107; Flur: Eichwald, Unterschirka; Fundverbleib-2010: Burgmuseum Deutschlandsberg; Zustand/Status: größtenteils ungestört


Zeitstellung: Fuchs: unbekannt, BDA: Römerzeit (?), Bernhard: La-Tène-Zeit
Befund: Hügelgräberfeld, Flachgräberfeld, neuzeitliche Oberflächenfunde, neolithische bzw. kupferzeitliche Streufunde der Lasinjakultur

 
Forschungsgeschichte
1987 August 25: Begehung durch den Archäologen Gerald Fuchs
2004 Jänner 09: Ersuchen des Bundesdenkmalamtes Graz um Ausweisung der Fundstelle im Flächenwidmungsplan (GZ.: 28.659/1/2003)
2010 April: Topographisch-archäologische Aufnahme durch die Archäologen Jörg Fürnholzer und Stephan Karl
2010 Mai–Juli: Archäologische Ausgrabung durch den Archäologen Andreas Bernhard, Burgmuseum Archaeo Norico, Deutschlandsberg
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH
2021: Archäologische Ausgrabung durch den Kulturpark Hengist (Christoph Gutjahr)


Lage/Beschreibung
Die Fundstelle liegt im Eichwald, Unterschirka, am Straßerweg, auf einem ungefähr Nordwest–Südost verlaufenden Höhenzug zwischen Laßnitz und Schirkabach. Die Hügelgräbergruppe besteht aus 2 Gruppen zu 6 Tumuli (H 6–11) bzw. zu 5 Tumuli (H 1–5), wobei die Tumuli meist als Hügelpaare auftreten. Sie liegen in einer Reihe, der Kammlinie folgend, auf jenem Höhenzug, der die Laßnitz westlich begleitet. Fuchs hat in seiner Fundstellenerhebung 1987 nur die südöstliche Gruppe mit den 6 Hügeln (H 6–11) aufgenommen. Etwas abgesetzt nordwestlich befinden sich weitere 5 Tumuli (H 1–5). Die 6 Gräber, deren größter Tumulus (H 10) am höchsten Punkt zu liegen kommt, waren zumindest 1987 noch größtenteils ungestört. Im April 2010 wurde vermutlich im Vorfeld der archäologischen Grabung eine topographisch-archäologische Aufnahme des Fundplatzes durch J. Fürnholzer und S. Karl durchgeführt. Der größte Tumulus (H 10) besitzt lt. Karte einen Durchmesser von 23 m, die übrigen haben durchschnittlich einen Durchmesser von 10 m. Die Nummerierungen der Hügel entsprechen den Angaben auf dem Vermessungsplan 2010 von Fürnholzer/Karl. In dieser Karte scheint ein weiterer Hügel (H 12) auf, der im Fundkataster von Gerald Fuchs unter einer separaten Nummer geführt wird (siehe dort). Wie aus der Karte hervorgeht, befinden sich zwischen den beiden Gräbergruppen noch Flachgräber (FG 1–7). Bei der darauffolgenden Grabung – Mag. Andreas Bernhard, Burgmuseum Archaeo Norico, Deutschlandsberg – wurde kein Hügel angeschnitten, sondern es wurden im Umfeld des großen Hügels (H 10) und nördlich des Hügels 6 (H 6) Schnitte angelegt, die ein Flachgräberfeld der La-Tène-Zeit (frühes 3. Jh. v. Chr.) aufdeckten.

LBLA-66170-08/1=66170.1987.2
Gerald Fuchs konnte bei seiner Begehung der Fundstelle am 25.08.1987 5–6 Hügelgräber unbekannter Zeitstellung ermitteln. Die Tumuli (H 6–11) sind in einer Reihe, der Kammlinie folgend, angeordnet. Der größte Tumulus (H 10) liegt am höchsten Punkt des Höhenzuges. Nach den Beschreibungen von Fuchs besitzt der große Tumulus einen Durchmesser von ca. 12 m und eine Höhe von ca. 1,50 m. Dieser Hügel war damals durch eine U-förmige Raubgrabung gestört. Alle anderen Tumuli waren noch intakt. Südöstlich des großen Tumulus befindet sich 1 Tumulus (H 11), nordwestlich davon liegen 3–4 Tumuli (H 6–9), die zum Teil sehr flach sind. Die Maße der Hügelgräber belaufen sich auf Durchmesser von 6–10 m und Höhen von 0,4–0,7 m. Die Nummerierungen der Hügel entsprechen den Angaben auf dem Vermessungsplan 2010 von Fürnholzer/Karl.

LBLA-66170-08/2=66170.2010.1
Im April 2010 wurde vermutlich im Vorfeld der archäologischen Grabung eine topographisch-archäologische Aufnahme des Fundplatzes durch J. Fürnholzer und S. Karl durchgeführt. Sie konnten neben den bereits von Fuchs angeführten Hügeln (H 6–11) etwas abgesetzt im Nordwesten weitere 5 Tumuli (H 1–5) feststellen. Südöstlich von Tumulus 11 ist ein weiter Hügel (H 12) eingezeichnet, den Fuchs unter einer anderen Fundkatasternummer führt (siehe dort). Zwischen den Hügeln H 5 und H 10 befinden sich Flachgräber (FG 1–7). Der größte Tumulus (H 10) besitzt lt. Plan einen Durchmesser von 23 m und die Übrigen haben durchschnittlich einen Durchmesser von 10 m.

LBLA-66170-08/3=66170.2010.2
Im Zeitraum vom 17.05. bis 09.07.2010 wurden vom Burgmuseum Archaeo Norico Deutschlandsberg archäologische Grabungen in der KG Schirka, Parzelle 106 durchgeführt. Die Grabungsflächen 1/2010 und 2/2010 wurden so angelegt, dass keine Grabhügel angeschnitten wurden. Vorrangiges Ziel der Ausgräber war eine Erforschung der größtenteils vermutlich künstlich geebneten Flächen zwischen den klar erkennbaren Grabhügeln des Gräberfeldes. Auf der Grabungsfläche 1/2010 kam das Flachgrab 1 (FG 1) zum Vorschein, das nach Angabe des Ausgräbers ein eisernes Schwert mit grazilem Flügelknauf samt Scheide und einen Leichenbrandbehälter aus organischem Material barg. Der Behälter enthielt neben den kalzinierten Knochen eine Lanzenspitze, einen Schildbuckel, eine Schwertkette und eine eiserne Fibel. Diese keltische Kriegerbestattung wird in die La-Tène-Zeit C1, d. h. in das frühe 3. Jh. v. Chr., datiert. Auf Grabungsfläche 2/2010 wurden u. a. drei Flachgräber (FG 4–6) und eine Grube ergraben. Flachgrab 4 (FG 4) enthielt einen organischen Leichenbrandbehälter und eine eiserne Gürtelkette. Nach Beurteilung der Ausgräber handelt es sich vermutlich um das Brandgrab eines weiblichen Individuums, datiert in das frühe 3. Jh. v. Chr. (LT C1). In Flachgrab 5 (FG 5) befand sich eine grautonige Urne. Flachgrab 6 (FG 6) enthielt zwei Leichenbrandkonzentrationen, ein Eisenmesser, einen Schleifstein, zwei eiserne Fibeln, einen unbekannten Eisengegenstand und eine Stangengliederkette.
Die Flachgräber FG 2, 3 und 7 sowie Hügel 4 /Grab 1 wurden rein oberflächlich beurteilt und in den Gesamtplan aufgenommen. Im Zuge der Grabungen wurden somit mehrere Frauen- und Männergräber entdeckt, die die Ausgräber in das frühe 3. Jh. v. Chr. (LT C1) datieren. Nicht unüblich ist, dass neben den erwähnten latènezeitlichen Gräbern noch neolithische bzw. kupferzeitliche Streufunde der Lasinjakultur als auch neuzeitliche Streufunde gefunden wurden.

LBLA-66170-08/4=66170.2021.1
archäologische Ausgrabung

Bibliographie
ALFS 1988: G. Fuchs, I. Kainz, Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Projekt P 5829, Archäologische Landesaufnahme und digitaler Fundkataster für Steiermark, Projektleiter E. Hudeczek, Jahresbericht 1988, Graz 1988, 74.
Bernhard 2012: A. Bernhard, Neu erforschte latènezeitliche Gräber in der Gemeinde Lang, KG Schirka, VB Leibnitz, Schild von Steier 25/Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark 58, Graz 2012, 10-22.
BDA 2004: Schreiben des Bundesdenkmalamtes Graz vom 09.01.2004 (GZ.: 28.659/1/2003). Ausweisung im Flächenwidmungsplan.
DB 1987: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Leibnitz A–R, Lang (G. Fuchs 1987).
Infotafel: Hengist Wanderweg
Mauthner 2021: Grabungsbericht
Mauthner 2022: F. Mauthner, Ein Gräberfeld der Latènezeit in Lang, Hengist Magazin 1/2022, 10-13.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Lang, Nr. 22, Lang-Anfang.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz Lang, Nr. 22, Lang-Schirka.

 

Seite geändert am: 19.04.2022