ID: GUZP-63208-09 (Graz-Umgebung.63208.9, FKat. 679-199/2); Bezirk: Graz-Umgebung; Gemeinde: Zwaring-Pöls; KG: Dietersdorf; Gst. Nr.: 738/1; 739/1, 743; 747/3; 747/5; 747/6; Flur: Kaiserwald; Fundverbleib-UMJ-Inv.Nr.: 14.874 bis 14.886; BDA-ObjektID: Bescheid 70020; Zustand/Status: größtenteils ungestört.

Zeitstellung: Römerzeit (1./2. Jh. n. Chr.).
Befund: Brandgräber; Hügelgräberfeld.

Forschungsgeschichte:

1935 April: Grabung durch die Archäologin Dr. Marianne Grubinger.
1988 April 20: Begehung und Fundstellenerhebung durch den Archäologen Dr. Gerald Fuchs.
1996/1997: Illegale Störungen.
1997 März 04: Begehung durch die Archäologen Dr. Bernhard Hebert und Dr. Gerald Fuchs.
1998 Jänner 28.–29., Februar 02: Lageeinmessung durch die Firma ARGIS im Auftrag des Bundesdenkmalamtes.
1999: Das Gräberfeld wurde unter Denkmalschutz gestellt.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.


Lage/Beschreibung:

Die Fundstelle liegt östlich der Ortschaft Fading und nordnordöstlich der Ortschaft Dietersdorf im Kaiserwald, östlich der L303-Predingerstraße am Plateaurand des das Kainachtal östlich begleitenden Höhenrückens. Am Westrand des Geländespornes, der hier stark gegliederten Plateaukante, befinden sich ungefähr 42 Tumuli der Römerzeit (1./2. Jh. n. Chr.). Die Hügel mit den Durchmessern von 7,00 bis 12,00 m und Höhen von 0,70 bis 2,20 m sind auf einer Fläche von 440,00 x 50,00 m in Nord–Süd Richtung orientiert. Eine Vielzahl der Tumuli weisen ältere Grabungsspuren auf.

Im April 1935 öffnete die Archäologin Marianne Grubinger 7 Hügel des römerzeitlichen Gräberfeldes, wovon 3 Tumuli noch unversehrt waren. Nach ihren Angaben waren alle Hügel „aus Erde aufgeschüttet und enthielten auf dem gewachsenen Boden eine weit ausgebreitete Ascheschicht" (Grubinger 1938). Nach ihrer Beschreibung (Grubinger 1935) stammt aus den sieben verschiedenen Hügeln folgendes:

Hügel 1: Dm. 9,80 m; H. 0,92 m; gestört; Brandschicht mit Topfresten (Freihand und Drehscheibe).

Hügel 2: Dm. 5,80 m; H. 0,50 m; gestört; Brandschicht mit Topfresten (Freihand und Drehscheibe).

Hügel 3: Dm. 10,00 m; H. 1,50 m; gestört; Brandschicht mit Topfresten (Freihand und Drehscheibe).

Hügel 4: Dm. 9,60 m; H. 0,95 m; Im Zentrum, in ca. 0,80 m Tiefe, fanden sich sieben ganze, mit Leichenbrand gefüllte Urnen, darunter ein Fußgefäß, eine halbkugelige Dreifußschale neben der eine unkenntliche Bronzemünze lag, ein einhenkeliger Krug, eine flache Schüssel, ein Teller mit einem Deckel, die beide die Einritzung „VIII" besaßen und über den niedrigen Deckelknopf war eine Schale gestülpt und des Weiteren ein Henkelkrug mit vermutlichen Harzresten im Inneren. Nahe der Dreifußschale befanden sich drei dünnwandige Schälchen mit Standplatte und geknickter, oben eingezogener Wand. Zwei davon zeigen ein Tupfen- und Linienornament in Barbotinetechnik. Ferner Stücke eines schlanken Töpfchens und einer schwarzen gewölbten Dreifußschale.


UMJ-Inv.Nr. 14.874:

Tumulus 4; Fußgefäß; verziert mit fünf Reihen großer, mit einem Stäbchen eingedrückter Kerben; grauschwarz; H. 8,20 cm; Grubinger 1935, Abb. 9.
UMJ-Inv.Nr. 14.875.: Tumulus 4: halbkugelige Dreifußschale; schwarz.
UMJ-Inv.Nr. 14.876: Tumulus 4: einhenkeliger Krug; braun; H. 9,30 cm; Grubinger 1935, Abb. 7.
UMJ-Inv.Nr. 14.877: Tumulus 4: flache Schüssel; dunkelgrau; innerer Dm. 12,50 cm; Grubinger 1935, Abb. 11.
UMJ-Inv.Nr. 14.878a: Tumulus 4: Teller mit eingeritzter Zahl VIII; rötlichgrauer Anstrich; ob. Dm. 17,50 cm; Grubinger 1935, Abb. 4.
UMJ-Inv.Nr. 14.878b: Tumulus 4: Deckel zum Teller mit eingeritzter Zahl VIII; rötlichgrauer Anstrich; Grubinger 1935, Abb. 4.
UMJ-Inv.Nr. 14.879: Tumulus 4: zierliche Schale (Lippenrandschüssel); hellbraun; H. 2,50 cm; Grubinger 1935, Abb. 12.
UMJ-Inv.Nr. 14.880: Tumulus 4: Henkelkrug mit vermutlich Harzresten im Inneren (schwarze Masse); rot; H. 9,20 cm; Grubinger 1935, Abb. 5.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 4: 3 dünnwandige Schalen (Lippenrandschüsseln) mit Standplatte und geknickter, oben eingezogener Wand; zwei davon mit Tupfen- und Linienornament in Barbotinetechnik (Verzierung mit einer Spritze aufgetragen); Drehscheibe; hellgrau.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 4: Bronzemünze (neben der Dreifußschale); vgl. Schachinger 2006, 76, 322.9.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 4: Leichenbrand.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 4: Fragmente eine schlanken Töpfchens; Drehscheibe.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 4: Fragmente einer gewölbten Dreifußschale; schwarz.


Hügel 5:

Dm. 8,30 m; H. 0,55 m; Er enthielt ein verziertes Töpfchen mit Deckel und nur in Fragmenten erhalten war einen Topf, eine zweihenkelige Amphora, eine kugelige Dreifußschale samt Deckel. Das Grab beinhaltete auch noch einen Glasbecher und eine Glasflasche in Fragmenten.


UMJ-Inv.Nr. 14.881:

Tumulus 5: Topf mit fünf Reihen kleiner Kerben samt Deckel (Deckel mit hohem Knopf und einer Rille nahe dem Rand. Schließt durch die innen vorspringende Leiste das Töpfchen gut ab); schwarz; Drehscheibe; Topf ob. Dm. 7,50 cm; H. 8,50 cm; Grubinger 1935, Abb. 8.
UMJ-Inv.Nr. 14.882: Tumulus 5: Glasbecher mit genabeltem Boden; grünlich; H. 7,00 cm; Grubinger 1935, Abb. 13.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 5: Topf mit Standring; ziegelrot; Drehscheibe.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 5: zweihenkelige, bauchige Amphora mit Standring; Drehscheibe.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 5: bauchige Glasflasche mit genabeltem Boden und langem, sich gegen die Mündung verengendem Hals, den ein breiter Wulstrand abschließt; grün.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 5: halbkugelige Dreifußschale samt Deckel, den sechs Rillen zieren; weißlichgrau.


Hügel 6:

Dm. 8,00 m; H. 0,97 m; Es befanden sich 2 Dreifußschalen und verschiedene Gefäße im Grab.

UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 6: halbkugelige Dreifußschale samt Deckel; dunkelgrau.
UMJ-Inv.Nr. 14.884: Tumulus 6: zylidrische Dreifußschale samt Deckel; ob. Dm. 14 cm; H. 8,30 cm; Grubinger 1935, Abb. 16.
UMJ-Inv.Nr. 14.886: Tumulus 6: Krug; hellbraun; H. 10,50 cm; Drehscheibe; Grubinger 1935, Abb. 6.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 6: Topf; hellbraun; Drehscheibe.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 6: Henkelkrug; tongrundig; Drehscheibe.
UMJ-Inv.Nr. unbekannt: Tumulus 6: Topf; schwarz; Drehscheibe.


Hügel 7:

Dm. 9,00 m; H. 0,98 m. Auf dem gewachsenen Boden war eine große Brandschicht aufgebrach, ansonsten fundleer.

Funde; vorerst keinem Tumulus zuordenbar:
GUZP-63208-09/1/x-1: Fragmente eines Topfes; UMJ-Inv.Nr.: 14.883.
GUZP-63208-09/1/x-2: Dreifußschale; UMJ-Inv.Nr.: 14.885a.
GUZP-63208-09/1/x-3: Deckel einer Dreifußschale; UMJ-Inv.Nr.: 14.885b.
GUZP-63208-09/1/x-4: Teile eines dreihenkelschalen Deckels; UMJ-Inv.Nr.: ohne Nummer.
GUZP-63208-09/1/x-5: Spinnwirtel; UMJ-Inv.Nr.: ohne Nummer.


GUZP-63208-09/2=63208.1988.7

In den 1980er und 1990er Jahren fanden mehrere Begehungen des Geländes statt, so auch am 04.03.1997. Die Archäologen Bernhard Hebert vom Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Steiermark, und Gerald Fuchs entdeckten in einem Hügel im Süden der Parzelle 739/1 zwei, erst vor kurzer Zeit vorgenommenen, kleinflächige, aber tiefreichende Grabungen. Das Bundesdenkmalamt erstattete Anzeige, da nach § 11 des Denkmalschutzgesetzes nur mit Bewilligung des Bundesdenkmalamtes eine archäologische Grabung statthaft ist.


Bibliographie:

BDA-MAUR_OA_19_1899_555_1.
BDA-Karteikarte.
BDA 1997: Schreiben des Bundesdenkmalamtes vom 10.03.1997 (GZ.: 194/5/1997), Anzeige.
BDA 1999: Bescheid des Bundesdenkmalamtes Wien vom 17.02.1999 (GZ.: 31.467/7/98) Unterschutzstellung.
Burböck 1979: O. Burböck, Münzen aus römerzeitlichen Bestattungen in der Steiermark, Schild von Steier 15–16, Festschrift W. Modrijan, 1978–1979, 141–156 (143).
DB 1988/1998: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Graz-Umgebung N–Z, Zwaring-Pöls (G. Fuchs 20.04.1988; ARGIS 16.02.1998).
Grubinger 1935: M. Grubinger, Die römischen Gräber am Rande des Kaiserwaldes südlich von Graz, BlfHK 13, 1935, 101 ff. (104, Abb. 4–9, 11–13, 16).
Grubinger 1938: M. Grubinger, Dietersdorf, FÖ 2, 1934–1937, Wien 1935–1938, 100.
Kramer 1981: D. Kramer, Vom Neolithikum bis zur römischen Kaiserzeit, Untersuchungen zur ältesten Besiedlungsgeschichte der Steiermark, mit besonderer Berücksichtigung der mittelsteirischen Höhensiedlungen, 3 Bde., Salzburg 1981, [maschinschriftliche phil. Dissertation], 175 s. v. Zwaring-Pöls 192.1.
Pahič 1972: S. Pahič, Neues Verzeichnis der norisch-pannonischen Hügelgräber. Razprave Dissertationes VII,2, 1972, 193.
Schachinger 2006: U. Schachinger, Der antike Münzumlauf in der Steiermark, Wien 2006.
UMJ-ARCH, Literatur; BH Graz-Umgebung L–Z; Zwaring-Pöls.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Graz-Umgebung Z, Zwaring-Pöls, Nr. 24, Zwaring-Dietersdorf.
Urban 1984: O. Urban, Das Gräberfeld von Kapfenstein (Steiermark) und die römischen Hügelgräber in Österreich. MBV 35, München 1984, 247, St 128 (mit Lageplan).