ID: GUWS-63241-08 (Graz-Umgebung. 63241.8, FKat. 681-200/01); Bezirk: Graz-Umgebung; Gemeinde: Wundschuh; KG: Kasten?; Gst. Nr.: unbekannt; Flur: (Dorf) Gradenfeld, am Rande des Kaiserwaldes; Sonstiges: folgende Hügelgräbergruppen in diesem Bereich 681-200/1, 681-200/3, 681-201/4; Fundverbleib: UMJ; Zustand/Status: beraubt; ergraben.
Zeitstellung: römische Kaiserzeit.
Befund: Hügelgräbergruppe, 7 Hügel.


Forschungsgeschichte:

1890: erste Grabungen durch Dr. E. Zuckerkandl.
1931: illegale Grabungen durch Einheimische.
1934: Nachgrabungen durch die Archäologin Dr. Marianne Grubinger.
1987: Fundstellenerhebung durch den Archäologen Dr. Gerald Fuchs.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.


Lage/Beschreibung:

Die römerzeitliche Hügelgräbergruppe „am Rande des Kaiserwaldes" konnte bis heute nicht lokalisiert werden, aber möglicherweise ist sie ident mit nahegelegenen Gruppen. Für die Verortung wurde vorerst ein Punkt am Waldrand westlich von Gradenfeld gewählt.

Die Hügelgräbergruppe besteht aus 7 Grabhügeln, aber lt. Diether Kramer (1981) dürfte das Hügelgräberfeld größer gewesen sein. Die ersten Grabungen fanden durch E. Zuckerkandl 1890 statt und im Jahre 1931 kam es zur Öffnung von 7 Grabhügeln durch Einheimische.
Im Jahre 1934 erfolgte dann eine Nachgrabung durch Marianne Grubinger. Zwei der sieben Grabhügel hatten einen rechteckigen Steineinbau (Hügel 1 und 3) und aus allen 7 Hügeln konnten v. a. Keramikfragmente und Keramikgefäße gesichert werden.


Grabhügel 1

Der Grabhügel der römischen Kaiserzeit wurde im Zuge einer Grabung durch Marianne Grubinger 1934 untersucht. Er beinhaltete einen rechteckigen Platteneinbau aus Leithakalksteinen sowie einen gepflasterten Boden. Die Brandschüttung war auf dem Pflaster aufgebracht und enthielt die Tongefäßbeigaben. Der Hügel 1 war im Durchmesser 9,60 m und er besaß eine Höhe von 0,87 m.
Die Keramikfragmente stammten von 3 großen freihandgeformten, hellbraunen Töpfen, darunter eines mit Kammstrichverzierung, von einer weißlich-grauen scheibengedrehten, zylindrischen Dreifußschale und einem scheibengedrehten, dunkelgrauen Deckel.


Grabhügel 2

Der Grabhügel der römischen Kaiserzeit wurde im Zuge einer Grabung durch Marianne Grubinger 1934 untersucht. Der Hügel mit einem Durchmesser von 9,00 m und einer Höhe von 0,70 m enthielt keine Einbauten. In der aufgeschütteten Erde konnten die Reste einer scheibengedrehten, halbkugeligen Dreifußschale, zweier scheibengedrehter Töpfe und Fragmente einer freihandgeformten, hellbraunen Urne mit Griffwarzen am Wandumbruch sowie eines freihandgeformten, rotbrauen Topfes geborgen werden.


Grabhügel 3

Der Grabhügel der römischen Kaiserzeit wurde im Zuge einer Grabung durch Marianne Grubinger 1934 untersucht. Hügel 3 beinhaltete ebenso wie Hügel 1 eine Plattenkammer und besaß einen Durchmesser
von 8,70 m und einen Höhe von 0,75 m. Der Steineinbau barg drei scheibengedrehte, mit Leichenbrand gefüllte Gefäße, ein braunes Töpfchen (InvNr. LMJ 14.797), einen hellbraunen Henkelkrug (InvNr. LMJ 14.798) und eine halbkugelige Dreifußschale mit Deckel, den unter dem Knopf zwei Reihen großer, mit dem Rädchen eingetiefte Kerben zieren, die hintereinander angeordnet waren.

UMJ-InvNr. 14.797: braunes Töpfchen; scheibengedreht; H.= 10,80 cm, oberer Dm.= 8,00 cm, Grubinger 1935 Abb. 10.
UMJ-InvNr. 14.798: hellbrauner Henkelkrug; scheibengedreht; H.= 15,00 cm; Grubinger 1935 Abb. 3.


Grabhügel 4

Der Grabhügel der römischen Kaiserzeit wurde im Zuge einer Grabung durch Marianne Grubinger 1934 untersucht. Der Hügel mit einem Durchmesser von 6,55 m und einer Höhe von 0,58 m besaß keine Einbauten. In der Brandschichte befanden sich wenige Gefäßbeigaben, u.a. ein scheibengedrehter, dunkelgrauer Deckel mit drei Furchen um den Scheibenknopf und ein Fragment eines freihandgeformten, weißlich-grauen Töpfchens dessen Ton auffallend viel Quarzsand enthält.


Grabhügel 5


Der Grabhügel der römischen Kaiserzeit wurde im Zuge einer Grabung durch Marianne Grubinger 1934 untersucht. Der Hügel mit einem Durchmesser von 9,40 m und einer Höhe von 0,85 m besaß keine Einbauten. An Funden barg der Hügel einen Schleifstein (14,00 x 4,50 x 1,90 cm) aus feinkörnigem Muscovitschiefer, senkrecht zur Schieferung zugeschnitten, einen am Bauch eingeschnürten, scheibengedrehten braunen Krug (InvNr. LMJ 14.876) und eine scheibengedrehte, geschwärzte halbkugelige Dreifußschale samt Deckel.

UMJ-InvNr. 14.876: brauner Krug mit einer Einschnürung um den Bauch; scheibengedreht; H.= 9,30 cm; Grubinger 1935 Abb. 2. Dieser Krug könnte aber auch aus einem Grabhügel in der Gemeinde Zwaring-Pöls stammen.


Grabhügel 6

Der Grabhügel der römischen Kaiserzeit wurde im Zuge einer Grabung durch Marianne Grubinger 1934 untersucht. Der Hügel mit einem Durchmesser von 9,00 m und einer Höhe von 0,75 m besaß keine Einbauten. Die Funde aus dem Grabhügel scheinen [im Zuge der Raubgrabungen] größtenteils verloren zu sein (vgl. Grubinger 1935), denn das Joanneum erhielt nur eine scheibengedrehte, halbkugelige Dreifußschale mit Deckel.
Grabhügel 7
Der Grabhügel der römischen Kaiserzeit wurde im Zuge einer Grabung durch Marianne Grubinger 1934 untersucht. Der Hügel mit einem Durchmesser von 8,00 m und einer Höhe von 0,75 m besaß keine Einbauten. Aus dem Hügel stammen zwei vierkantige Eisennägel (L.= 16,40 bzw. 7,50 cm ) und ein Eisenring mit einem Innendurchmesser von 4,00 cm.


Funde allgemein:

1 kleine Tonschale, 1 Bodenteil und 8 Tonscherben, davon eine verziert (UMJ-InvNr.: 4347–4350, 6375?); Geschenk des Prof. Zuckerkandl.


Bibliographie:

BDA-INVE_ZK_3_1899_886_2.
BDA-Karteikarte.
DB 1987: UMJ-ARCH, Datenblätter BH Graz-Umgebung N–Z, Wundschuh (Kai ? 04.11.1987).
Grubinger 1935: M. Grubinger, Die römischen Gräber am Rande des Kaiserwaldes südlich von Graz, BlfHk 13, 1935, 101 ff.
JJ 1891: C. Prähistorische Sammlung und Antiken- und Münzen-Cabinet, I. Sammelfunde aus prähistorischer und römischer Zeit, JJ 79, 1890 (1891), 48 (Fundliste im Ortsakt).
Kramer 1981: D. Kramer, Vom Neolithikum bis zur römischen Kaiserzeit, Untersuchungen zur ältesten Besiedlungsgeschichte der Steiermark, mit besonderer Berücksichtigung der mittelsteirischen Höhensiedlungen, 3 Bde., Salzburg 1981, [maschinschriftliche phil. Dissertation], 174 s. v. Wundschuh 190.2.
Pahič 1972: S. Pahič, Neues Verzeichnis der norisch-pannonischen Hügelgräber. Razprave Dissertationes VII,2, 1972, 194 (Gradenfeld).
Semetkowski 1938: W. Semetkowski, Gradenfeld, Gde. Wundschuh, GB Graz Umgebung, VB Graz Landbezirk, FÖ 2, 1934–1937 (1935–1938), 45.
UMJ-ARCH, Literatur BH Graz-Umgebung L–Z, Wundschuh.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Graz-Umgebung W, Nr. 23, Wundschuh-Gradenfeld.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Graz-Umgebung W, Nr. 23, Wundschuh-Kasten.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Graz-Umgebung W, Nr. 23, Wundschuh-Wundschuh.
Urban 1984: O. Urban, Das Gräberfeld von Kapfenstein (Steiermark) und die römischen Hügelgräber in Österreich. MBV 35, München 1984, 246, St 123.