ID: LBWI-66429-27 (Leibnitz.66429.21); Bezirk: Leibnitz; Gemeinde: Wildon; KG: Unterhaus; Gst. Nr.: 220/3; 220/6; 220/7; 220/11; 220/20; 220/21; 220/22; 220/23= ehem. 220/3; Flur: Im Rasental; Fundverbleib: unbekannt, KPH (1502: FMA-Pfeilspitze); Zustand/Status: zum Teil ergraben, zerstört.


Zeitstellung: Urnenfelderzeit; Hallstattzeit; Römerzeit; Frühmittelalter; Mittelalter; Neuzeit
Befund: urnenfelderzeitliches/hallstattzeitliches Gräberfeld; römerzeitliche Siedlungsreste; frühmittelalterliche Siedlung

 


Forschungsgeschichte:
1995 August: Nachuntersuchung an einem bereits zerstörten Teil des Gräberfeldes.
2003 Oktober 10.–14.: Baubeobachtung durch die Archäologen Mag. Christoph Gutjahr und Mag. Martina Roscher.
2006/2007: archäologische (Not-)Grabung durch den Verein Kulturpark Hengist, Leitung: Mag. Christoph Gutjahr im Auftrag des Bundesdenkmalamtes.
2014: Fundstellenerhebung im Rahmen des Projektes InterArch-Steiermark, KPH.


Lage/Beschreibung:
Die Fundstelle Im Rasental liegt am Südostfuß des Wildoner Schlossberges auf einem nach Nordosten fallenden, mäßig steilen Hang. Am Nordende fällt die Fläche steil zum Reinbach ab.
Es handelt sich um ein späturnenfelderzeitliches bzw. hallstattzeitliches Gräberfeld, dass durch eine frühmittelalterlich Siedlung überprägt wurde. Vereinzelt treten römerzeitliche, mittelalterliche und neuzeitliche Funde und Befunde auf. Bei den archäologischen Untersuchungen in den Jahren 2003 und 2006 wurde festgestellt, dass eine Erstreckung des 1995 angeschnittenen bzw. zerstörten Gräberfeldes nach Westen und Süden nicht gegeben ist. Nach Gutjahr (2007a, b) muss die frühmittelalterliche Siedlung als Burguntersiedlung im Zusammenhang mit einer ersten Burganlage auf dem Wildoner Schlossberg gesehen werden, als auch das Gräberfeld mit einer großen Siedlung am Schloßberg in Zusammenhang steht.

Im Jahre 1995 (1996!) wurden beim Neubau des Einfamilienwohnhauses auf der Parzelle 220/6 im Aushub zahlreiche Keramikfragmente und Leichenbrand beobachtet. Die späturnenfelderzeitlichen bzw. hallstattzeitlichen Brandgräber wurden im Zuge der Baumaßnahmen völlig zerstört. Bei Nachuntersuchungen im August 1995 konnten rund um den schon bestehenden Rohbau keine intakten Gräber mehr entdeckt werden.

Vom 10. bis 14. Oktober 2003 wurden auf der Parzelle 220/11 im Zuge der Aushubarbeiten für ein Wohnhaus archäologisch begleitende Baubeobachtung durchgeführt. An mehreren Stellen der Baufläche trat knapp unter der Oberfläche bereits der anstehende Fels zu Tage. Im Humus traten vereinzelt prähistorische, römerzeitliche und mittelalterliche Keramikfragmente auf. In der Baugrube für den Regenwasserkanal wurden spärliche Reste einer vermutlich römerzeitlichen Kulturschicht festgestellt.

Anfang Mai 2006 traten bei Aushubarbeiten für ein Wohnhaus auf der Parzelle 220/7 zwei frühmittelalterliche Gruben zu Tage. Daraufhin erfolgte eine Begehung der ehemaligen Parzelle 220/3 auf der frühmittelalterliche Scherben und gebrochene Gerölle aufgelesen wurden.
Die archäologische Notgrabung durch den Verein Kulturpark Hengist fand zwischen 30.05. und 30.11.2006 im Zuge der geplanten Bebauung der Grundstücke 220/3; 220/20; 220/21; 220/22; 220/23 statt. Es wurde ein durch ein Palisadengräbchen (im Westen) streng abgegrenztes Bestattungsareal mit 32 Gräbern und daran anschließenden 3 Verbrennungsplätzen sowie vier Gruben unbestimmten Charakters festgestellt. Die Verbrennungsplätze liegen durchschnittlich 6 bis 8 m nördlich der Gräber und wurden vermutlich nur einmal verwendet. Aus den Gruben stammen Reste von feinkeramischen Gefäßen, eine Miniatureinzugschale, Tierknochen, Bronzen, Bernsteinperlen, Rohbernsteinfragmente und verzierter Wandverputz aus Lehm. Die Flach- als auch Hügelgräber datieren in die frühe Hallstattzeit (8. Jh. v. Chr.; Ha C). Einige Gräber zeigen einen komplexen Aufbau und die Grabkeramik ist größtenteils von vorzüglicher Qualität. Auf diesem Areal wurden auch bedeutende frühmittelalterliche Befunde entdeckt. Es handelt sich um Pfostengruben von einem Langhaus von 16,00 x 4,00 m und um Überreste von mindestens zwei weiteren Gebäuden. Als Teil eines Hauses wurde ein rechteckiger steinerner Ofenunterbau aufgedeckt. Ebenso wurde der noch erhaltene ovale untere Teil eines (Back?)Ofens freigelegt. Aus den Siedlungsbefunden stammen zahlreiche Tierknochen, eine eiserne Geschossspitze und zahlreiche Keramikfragmente des Frühmittelalters. Der Dekor der Scherben weist vor allem mit dem Kamm gezogene Wellenbänder, unregelmäßige Wellenlinien, Horizontalrillen u. a. in Kombination mit Wellenbändern, vereinzelt Kammstrich und girlandenartigen Dekor auf. Die Funde datieren in den Zeitraum vom späten 8. bis in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts n. Chr.


Bibliographie:
Siehe auch unter:
3D-Objekte, Hengist-Magazin Artikel, Ausgrabungen
Gutjahr, Roscher 2004: C. Gutjahr, M. Roscher, KG Unterhaus, MG Wildon, VB Leibnitz, FÖ 42, 2003, Wien 2004, 802–803.
Gutjahr 2007a: C. Gutjahr, Archäologische Notgrabung. Vom Leben und Sterben „Im Rasental", Hengist-Magazin 1/2007, 4–7.
Gutjahr 2007b: C. Gutjahr, KG Unterhaus, MG Wildon, VB Leibnitz, Jahresbericht 2006.
UMJ-ARCH, Ortsakt BH Leibnitz V–Wolfsberg, Nr. 50, Wildon-Unterhaus.